Sexualität vor der Ehe
Buddha gibt keine Vorgaben, wie der Mensch seine Sexualität ausleben soll. Junge Buddhisten und Buddhistinnen dürfen deshalb frei entscheiden, ob sie vor oder erst in der Ehe Sex erleben.
Die meisten buddhistischen Ehen in Südostasien sind arrangiert, weil sich die Familien aus der Vermählung ökonomische Vorteile versprechen. Doch nicht jede Ehe dient lediglich dem Zweck: Manchmal berücksichtigen Familien die Wünsche der Vermählten, so dass einige Ehen auf Liebe basieren.
Sexualität in der Ehe
Im Buddhismus hat Sexualität eine eher negative Stellung, denn „wer seinen sexuellen Neigungen nachgeht, vermehrt seine Geistesgifte“, erklärt Klaus-Dieter Mathes vom Institut für Südasien-, Tibet- und Buddhismuskunde der Universität Wien. Auf dem Weg zur Buddhaschaft und in das Nirwana gelte es aber, alle weltlichen Begierden zu überwinden – auch Sex. Für Buddhisten ist die Ehe keine heilige Institution, sondern eine Art weltlicher Vertrag.
Das Eheleben ist abhängig von der Kultur, in der der Buddhismus gelebt wird. Im frühen Tibet war es verbreitet, dass Frauen mehrere Männer hatten oder Könige mit einem Harem lebten. Heute ist das dominierende Ehemodell die Monogamie. Da die buddhistische Lebensphilosophie die persönliche Freiheit betont, können Ehepaare ihre intimen Beziehungen völlig frei gestalten. Die buddhistische Sexualethik gibt einzig den Hinweis, keine Sexualkontakte zu gebundenen Partnern oder Partnerinnen einzugehen.
Sex in der Ehe ist der Zeugung des Nachwuchses vorbehalten. Die Wiedergeburt als Mensch ist kostbar und selten, weshalb viele Buddhisten Verhütung für schlecht erachten, verboten ist es aber nicht. Wie viele andere Weltreligionen verurteilt auch die buddhistische Gemeinschaft den Ehebruch - unabhängig davon, ob Mann oder Frau ihn begangen haben.
Besondere Lebensentwürfe
Die Ehe praktizieren nur Laienanhänger des Buddhismus. Für strenge Buddhisten gibt es nur einen Weg zur spirituellen Erfüllung: das Mönchtum und das Zölibat. In einigen thailändischen Regionen sei es zwar möglich im Zölibat auf Zeit zu leben - als Möglichkeit für junge Frauen und Männer, sich zu läutern und so auf eine bevorstehende Heirat vorzubereiten. Doch wer als Mönch sein Gelübde bricht, muss mit Verachtung der tibetischen Gesellschaft rechnen.
Ein anderer Weg zur Buddhaschaft ist der Tantrismus. Nach dieser Lehre ähneln die Freuden Buddhas den Freuden der Lust. Einige tantrische Schulen in Indien wie die Vamacharas erhoffen sich deshalb spirituellen Zugang zu Buddha durch einen ritualisierten Geschlechtsakt (Maithuna). „Diese Gruppen müssen sich allerdings heimlich treffen, um ihre tantrischen Praktiken durchzuführen“, sagt Kulturforscher Mathes, „weil ein Großteil der Gesellschaft diese Form des Buddhismus nicht akzeptiert.“
Weiter verbreitet ist der tantrische Weg im Geiste. „Dessen Anhänger unterdrücken ihre Begierden nicht, sondern stellen sich Gottheiten in sexueller Vereinigung vor“, erklärt Mathes, um den daraus entstehenden Impuls spirituell zu nutzen. Wer nun an lüsterne Mönche denkt, irrt. Die Lehren Buddhas erlauben Tantra erst nach langer philosophischer Vorbereitung.
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Author: Sean Morgan
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